Abgründe.
Und du lecktest deine Finger...
	Ein neuer Morgen brach an. Und das Licht in meinen Augen war nicht gebrochen. Sollte es? Es könnte wohl. Doch die Strenge in meinen Augen konntest du nicht brechen. Ich liebte so vieles im Gegensatz zu dir. Liebte meine Mutter, dabei wusstest du noch nicht einmal was Liebe ist. Du wolltest sie nur besitzen. Auf ihr dich räkeln, weil du geil warst. Immer. Und teilen, ja teilen wolltest du mit ihr alles was ihr gehörte, sogar ihre Tochter. Du sahst mir ins Gesicht so ohne jede Scheu, und doch auch irgendwie bettelnd. Bettelnd nach einem kleinen Stückchen Kraft. Die du nie hattest. Meine sieben Jahre Stolz konnten dir durchaus das Wasser reichen. Das wusstest du auch. Deshalb nahmst du dir, was dir selber verwehrt war. Charakterstärke. Ein Fremdwort für dich. Du warst nur ein winselnder Zwerg. Und ich hatte Mitleid mit dir. Aus ganzem Herzen. Wie eine Mutter die ihrem Kind übers Haar streichelt. Aber deine Hände blieben nicht an meinem Haar. Sie forschten weiter. Zogen ihre schleimigen Linien über meinen Körper. Scheinbar sanft. Verlangten und ich gab. Warum nur, wüsste ich es zu sagen, wäre ich schlauer. Ich war wie erstarrt unter diesen Fingerspitzen, die sich fast zärtlich in meine Vagina drückten… ich wusste sie sollten dort nicht sein, und doch wurde ich zur willenlosen Puppe voller Mitleid für den großen starken Mann. Der Mann, der sich erwachsen nannte. Oh du wolltest mir nicht weh tun, vielleicht auch daher mein willenloses Geben meines Körpers, du warst kein gewalttätiger Mann, du gabst nur auf gewalttätige Art und Weise deine Lust, die dich beherrschte , in dem du deine Finger kreisen ließt, Creme nahmst, um den kleinen inneren Widerstand zu brechen. Und große Augen schauten dir dabei zu. Völlig fremd und taub. Verloren und gefangen. Gleichermaßen. Und wenn du eindrangst in mein innerstes erzähltest du mir wie du mich bezahlen würdest für all dies hier, wolltest mir eine Puppe schenken, und alles was ich mir wünschte, wenn ich nur brav, schweigend, und lieb zu dir wäre… Worte die voller Gewalt in mich drangen, mich wehrlos machten, und irgendwie erwachsen. Und ich schwieg zu deinen Bewegungen, schwieg zu deinen süßen Blicken, schwieg zu deinem Stiefvaterstolz. Vielleicht dachtest du ich schweige wegen dir? Weil ich dich so lieb habe? Vielleicht aber auch wegen der Geschenke, die ich nie nahm. Vielleicht aber auch weil es schön für mich war dieses Eindringen in meine innersten Schichten. Falsch. Du armer , eifersüchtiger, großer, sanfter Mann. Ich schwieg wegen ihr. Ihr die sechs Kinder großziehen musste, viel Leid erfahren hatte mit dem, der sich Vater nennen durfte. Und dich liebte. Irgendwie an dir hing. An deiner hingebungsvollen Zärtlichkeit. Schwieg wenn sie arbeiten ging und du in mein Zimmer schlichst, so dass niemand etwas merkte. Oder mich mitnahmst in deinem Auto, um irgendwo in den Wald zu fahren. Freiheit! Natur! Und Liebe! Oh wie ich mich hasste. Ja mich alleine. Voller Ekel und verzagen, solange, bis ich alles in die hinterste Ecke meines Bewusstseins gedrängt hatte. Es diese Momente in meiner Erinnerung gar nicht mehr gab. Ausgeblendet von einem Kopf der durchaus denken konnte. Nur nicht an dich. Und nicht mehr an mich. Für viele Jahre. Bis die Steine bröckelten, und das Leben zur Farce wurde. Voller Schmerzen und Todeswünschen. Die Erkenntnis dämmerte, dass ich Männer zwar lieben wollte, aber kein Körper mich je berühren durfte. Verlassen von aller Selbstliebe zog ich durch die Welt mich selbst zu finden. Bis ich merkte ich lief. Und rannte. In einem fort. Mit körperlich eingebrannten Narben, die noch nicht einmal ich selber sehen konnte. Doch sie waren da: zogen mich in Sümpfe, die nur Betroffene nachvollziehen können. Schlug mich durch den Morast bis zum vollkommenen Zusammenbruch. Erst dann konnte ich sehen. Und in Angriff nehmen. Mein Leben. Und die Liebe. Du hattest mir meine Liebe entzogen, du starker, sanfter, geiler Mann, hast mich zurückgelassen in einer kalten, einsamen Welt, ohne Liebe, ohne Zärtlichkeit, nach der es mich so unsäglich verlangt hat. Und heute schaue ich mit einem balsamierten Körper auf dein armes, trostloses und einsames Leben, und weiß es hat dich eingeholt. Du selbst. Ohne Erbarmen.